Wir wünschen Ihnen ein gutes neues Jahr 2025. Vor allem Gesundheit - nach den Feiertagen schaut man ja wieder besorgt auf sein gefährliches Bauchfett hinunter. Ok, dazu bieten wir Ihnen neue,
interessante Ernährungsratgeber an. Offen gestanden hängt Gesundheit aber von so vielem ab. Gott. Genen.
Und sehr stark vom Geld. Eine Lektüre, die wir in diesem Zusammenhang erfrischend finden, ist "Selbst schuld!" von Wolfgang M. Schmitt und Ann-Kristin Tlusty - ein
Essay-Sammelband, der zeigt, wie der Neoliberalismus jegliche gesellschaftliche Verantwortung allmählich ins Private verschob. "In 13 persönlichen Essays fragen die Autor:innen, wie die
persönliche Schuld sämtliche Lebensbereiche erobern konnte", so der Waschzettel vom Hanser Verlag.
Übergewicht zum Beispiel - wirklich nur selbst schuld? Oder würde man nicht weniger in sich hineinstopfen, wenn die Infrastruktur erwartungsgemäß funktionierte - wenn zuhause, nach Job und einer irrwitzigen Pendler-Odyssee wegen kaputter Straßen, Schienen und Brücken, nicht noch unverständliche Antragsformulare auf einen warteten? Gesünder essen, wenn man das Geld hätte? Wegen der Inflation gibt es in Deutschland inzwischen Mütter, die tags hungern, damit ihre Kinder abends etwas zu essen haben. In Deutschland sterben laut RKI mehr Arme an Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen als noch vor zwanzig Jahren. - Selbst schuld? Teils oder nicht schuld?
Wer auf faule Bürgergeld-Empfänger schimpft - die es gibt, aber nur vereinzelt laut Wohlfahrtsverbänden -, sollte bedenken, dass
nach Aussage der früheren Kölner Staatsanwältin Anne Brorhilker "durch Cum-Cum- und Cum-Ex-Geschäfte insgesamt etwa 40 Milliarden Steuerschäden entstanden sind."
(ZDF) 40 Milliarden Steuerbetrug durch Banken - das wäre ungefähr soviel,
wie Deutschland 2024 fürs Bürgergeld ausgab, das heißt Grundsicherung für Arme. Brorhilker zufolge laufen Cum-Ex-Deals weiter.
Tja, was ist "Schuld"? Wie weit kann Eigenverantwortung berechtigterweise gehen? Voilà:
Wolfgang M. Schmitt, Ann-Kristin Tlusty
Selbst schuld!
Mit Beiträgen von Christian Baron, Dietmar Dath, Aladin El-Mafaalani, Sebastian Friedrich, Sarah-Lee Heinrich, Özge İnan, Şeyda Kurt, Sophie Lewis, Maximilian Pichl, Anke Stelling, Wolfgang M.
Schmitt, Ann-Kristin Tlusty und Matthias Ubl.
Hanser Verlag, Hardcover, 256 Seiten, Leseprobe