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Maria Stromberger - Engel in Auschwitz

Buchcover: Harald Walser: "Ein Engel in der Hölle von Auschwitz. Das Leben der Krankenschwester Maria Stromberger". Falter, Verlag, Wien (schlicht, mit Porträtfoto)

Wir sind ja, unter anderem, eine liberale katholische Buchhandlung, und unter dem Stichwort "katholisch" gab es in den letzten Monaten bekanntlich eher negative Schlagzeilen. Selbst dass mit Raffaela Petrini, Franziskanerin und Politikwissenschaftlerin, kürzlich erstmals eine Frau zur Generalsekretärin des Vatikanstaats ernannt wurde, geht im weiter erz-konservativen Gesamtbild unter.

Da hilft es, sich auf den Kern des Christentums zu besinnen: herzliche Frömmigkeit und praktische Nächstenliebe. Ein Beispiel ist die österreichische Krankenschwester Maria Stromberger, humanistische Katholikin, die freiwillig ins Konzentrationslager Auschwitz ging, um dort Häftlingen zu helfen. Beim ersten Häftlingssuizid, den sie aus dem Fenster beobachtete, fiel sie in Ohnmacht. Dann tat sie für die Häftlinge, was sie konnte, bis hin zum Waffenschmuggel ins Lager. Als Oberschwester konnte sie weitgehend unbeobachtet und frei agieren.

Laut dem österreichischen Falter Verlag handelt es sich um die erste detaillierte Biographie dieser "Schlüsselfigur des Widerstands in Auschwitz" (ZEIT) - in Polen seit langem verehrt, im deutschsprachigen Raum noch weitgehend unbekannt. Erstmals ausgewertet wurden unveröffentlichte Manuskripte von ehemaligen Häftlingen sowie die umfangreichen Zeugenaussagen im Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963 - 1965). Sie selbst sagte demnach zu einem Häftling:

"Ich möchte euch wenigstens ein bisschen das Leid vergelten, das euch von meinem Volk angetan worden ist."

 
Maria Stromberger starb 1957, selbst von den Erlebnissen in Auschwitz gezeichnet, im Alter von 59 Jahren an einem Herzinfarkt.

Harald Walser:
Ein Engel in der Hölle von Auschwitz.
Das Leben der Krankenschwester Maria Stromberger (ZEIT-Rezension)
Falter Verlag, Wien, 256 Seiten, gebunden
24,90 Euro